Warum fühlen wir uns manchmal in Entscheidungssituationen und Veränderungsvorhaben gefangen oder schieben Entscheidungen lange auf?
Es gibt verschiedene psychologische, emotionale und kognitive Gründe, warum wir uns in Entscheidungssituationen gefangen fühlen, Veränderungsvorhaben nicht umsetzen oder Aufgaben und Entscheidungen aufschieben.
Einige zentrale Faktoren können sein:
1. „Entscheidungsparalyse“ (Choice Overload) - Wenn zu viele Optionen zur Auswahl stehen, kann es zu einer Überforderung kommen und eine Person fürchtet, die „falsche“ Wahl zu treffen, was zu Unsicherheit führt.
2. „Angst vor Veränderung"
Bekanntes gibt Sicherheit, wodurch das erweitern der Komfortzone große Überwindung kostet.
3. „Perfektionismus“
Angst vor Fehlern oder Unzulänglichkeiten kann die Motivation blockieren, überhaupt zu beginnen.
4. „Kognitive Überlastung und Überforderung“
Wenn zu viele Entscheidungen auf einmal zu treffen sind.
5. „Mangelnde Motivation oder Klarheit“
Wenn das Ziel oder der Nutzen einer Aufgabe oder Entscheidung nicht klar definiert ist und die Belohnung weit entfernt ist.
6. „Emotionale Blockaden“
Emotionen wie Angst, Zweifel oder Selbstkritik können uns davon abhalten, Entscheidungen zu treffen oder Aufgaben anzugehen. Häufig stecken negative Glaubenssätze dahinter.
7. „Selbstkontrolle und Impulsivität
Prokrastination kann auch das Ergebnis von mangelnder Selbstkontrolle sein. Wir bevorzugen kurzfristige, einfache Belohnungen gegenüber langfristigen, schwierigen Zielen.
8. „Komplexität der Aufgabe“
Wenn eine Aufgabe besonders groß oder komplex erscheint, kann dies entmutigend wirken.
9. „Erlernte Hilflosigkeit“
Menschen, die wiederholt Misserfolg erlebt haben, können ein Gefühl der Machtlosigkeit entwickeln, was zu einer generellen Vermeidung von Entscheidungen oder neuen Herausforderungen führt.
Diese Gründe zeigen, dass Prokrastination und das Hängenbleiben in Entscheidungssituationen oft vielschichtige Ursachen haben. Es sind psychologische Mechanismen, die uns daran hindern, produktiv oder entscheidungsfreudig zu handeln, auch wenn wir rational wissen, dass es besser wäre, aktiv zu werden.
Bei Entscheidungsschwierigkeiten und Prokrastination kommen in der psychosozialen Beratung als Hilfestellung nun spezifische Techniken zum Einsatz, um die Ursachen für diese Verhaltensmuster zu identifizieren und die KlientInnen dabei zu unterstützen, aktivere und effektivere Handlungsstrategien zu entwickeln.
Eine wirkungsvolle Technik, die dabei helfen könnte ist das ...
..."Tetra Lemma"
Veränderung braucht klare Gedanken
Das „Tetra Lemma“ ist eine Technik aus der systemischen Beratung, die auf der indischen Logik basiert. Sie dient dazu, komplexe Entscheidungssituationen oder innere Konflikte umfassend zu beleuchten. Anstatt nur zwischen zwei Alternativen zu wählen, ermöglicht das Tetra Lemma, mehrere Perspektiven einzunehmen und neue Handlungsmöglichkeiten zu entdecken.
Die Methode arbeitet mit grundsätzlich vier möglichen Sichtweisen:
1. „These“ (Das Eine): Hier wird eine erste Option (z.B. derzeitige Situation) oder erste Entscheidungsmöglichkeit dargestellt, z.B. „Ich bleibe in meinem Job.“
2. „Antithese“ (Etwas Anderes): Diese Perspektive vertritt das Gegenteil der These, z.B. „Ich kündige.“
3. „Beides“: Diese Möglichkeit erlaubt die Integration beider Standpunkte, z.B. „Ich reduziere meine Arbeitszeit und bleibe im Job.“
4. „Weder noch“ (Keines von beiden): Diese Sichtweise öffnet den Raum für eine völlig neue Alternative, z.B. „Ich starte ein eigenes Projekt.“
Durch das strukturierte Durchdenken dieser vier Positionen bietet das Tetra Lemma eine umfassendere Betrachtung von Problemen und hilft, festgefahrene Denkweisen zu überwinden. Es fördert die kreative Lösungsfindung, indem es über den klassischen „Entweder-oder“-Ansatz hinausgeht. So werden oft neue, bisher unbedachte Wege erkennbar, die in komplexen oder scheinbar unlösbaren Situationen einen Ausweg bieten können.
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